Studienarbeit  von Markus Ehm & Jan Linxweiler
Zusammenfassung und Fazit

 


 
 

 

 

Kapitel 7 Zusammenfassung und Fazit

Die Sicherheit von Personen ist das oberste Ziel des Brandschutzes. Um diese sicherzustellen, ist es insbesondere bei Sonderbauten, wie Versammlungsstätten, unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll, die deskriptiven Bemessungsansätze der Bauordnung durch ingenieurmäßige Verfahren zu ergänzen und somit die zeitgerechte Evakuierung der Personen zu gewährleisten. Dieses Vorgehen ist u.a. dort angeraten, wo mit großen Menschenansammlungen zu rechnen ist oder komplexe Gebäudegeometrien vorzufinden sind. Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher ingenieurmäßiger Berechnungsverfahren, die von einfachen empirisch abgeleiteten Formeln bis zu komplexen computergestützten Individualmodellen reichen. Dabei werden von den einzelnen Modellen die zahlreichen Faktoren, durch die der Evakuierungsprozess bestimmt ist, unterschiedlich berücksichtigt. Einen besonders großen Unsicherheitsfaktor innerhalb der Berechnungsmodelle stellt der Faktor Mensch dar. Seine physischen und psychischen Reaktionen auf Brandereignisse sind sehr schwer vorherzusagen, weshalb es u.a. zu Differenzen innerhalb der Ergebnisse der einzelnen Verfahren und auch der Realität kommen kann. Die Panikreaktion als ein typisch menschliches Verhalten wird von den wenigsten Verfahren modelliert.

In dieser Arbeit wurde anhand zweier ausgewählter ingenieurmäßiger Berechnungsverfahren die Entfluchtung des Goya Hauptstadtclubs untersucht. Die zusätzlichen Evakuierungsberechnungen waren notwendig, da die Forderungen der Versammlungsstättenverordnung nicht vollständig eingehalten werden konnten. Für die Berechnungen wurde maßgeblich das Programm buildingExodus eingesetzt, das ein Individualmodell verwendet. Teile der erzielten Ergebnisse wurden denen des hydraulischen Modells von Predtetschenski und Milinski gegenübergestellt.
Das Vorgehen zur Evakuierungsberechnung mit buildingExodus wurde im Detail beschrieben. Dabei wurden die einzelnen Funktionen und Module der Anwendung hinlänglich erläutert, sodass dem Leser die Möglichkeit gegeben ist, die Berechnung anhand der Software nachzuvollziehen. Das Programm bietet eine große Anzahl an Parametern die sowohl das Verhalten der Personengruppen als auch die zugrunde liegende Gebäudegeometrie betreffen. Der Einfluss dieser Parameter auf die Simulation bzw. die Evakuierungsdauer wurde in einer umfangreichen Studie untersucht und die Ergebnisse dargelegt. Ebenfalls in der Arbeit besprochen, wurde das verwendete Verfahren zur Verifikation ausgewählter Ergebnisse nach Predtetschenski und Milinski.


Es hat sich gezeigt, dass das Programm buildingExodus eine sehr mächtige Anwendung zur Berechnung von Evakuierungszeiten ist. Nach einer gewissen Einarbeitungszeit ermöglicht sie dem Anwender auch für komplexe Gebäudegeometrien mit großen Personengruppen Angaben über die zu erwartenden Entfluchtungszeiten zu machen. Das Programm bietet eine große Zahl an Parametern, über die der Anwender sowohl die Eigenschaften und das Verhalten der Personen als auch die Gebäudegeometrie spezifizieren kann. Es hat sich gezeigt, dass die Simulationsergebnisse maßgeblich von diesen Parametern bestimmt werden, sodass sie mit großer Sorgfalt ausgewählt werden sollten. Ähnlich wie in der Realität kann auch unter zu Hilfenahme des Programms buildingExodus keine exakte Entfluchtungszeit für ein Gebäude berechnet werden. Vielmehr sind die zu erwartenden Ergebnisse einer bestimmten Verteilung unterlegen, deren Mittelwert ein ungefähres Maß für die zu erwartende Entfluchtungszeit darstellt. Ein Vergleich der erzielten Ergebnisse mit alternativen Berechnungsansätzen hat zu einer ausreichenden Übereinstimmung geführt. Neben der Möglichkeit zur Evakuierungsberechnung von komplexen Geometrien und großen Menschenansammlungen hat ein computergestütztes Simulationsprogramm den Vorteil auf einfache Art Variationen an den Eingangsdaten zuzulassen und deren Auswirkung auf die Simulationsergebnisse zu erarbeiten. Der Anwender bekommt somit ein Verständnis der individuellen Zusammenhänge aus Gebäude, Personen und Umwelt. Auf diese Weise lassen sich insbesondere kritische Punkte im Brandschutzkonzept ausmachen und gezielt hervorheben.